Die­se Woche im Sit­zungs­saal des Rat­hau­ses: Es tagen die Aus­schüs­se. 15 Sit­ze sind jeweils von den Aus­schuss­mit­glie­dern belegt (am Diens­tag im TA wegen Zula­dung wei­te­rer Aus­schüs­se etwas mehr). Die bei­den Ver­tre­ter des Jugend­par­la­ments sit­zen am Rand auf Besu­cher­stüh­len, Schreib­block und Was­ser­glas auf den Knien jon­glie­rend (rühm­li­che Aus­nah­me war der KSA, da gab’s auf mei­nen Antrag hin schnell und unbü­ro­kra­tisch einen Tisch in der letz­ten Reihe).

Ähm – Besu­cher­sta­tus für das Jugend­par­la­ment? Moment mal!

Ein kur­zer Rück­blick: Am 21.11.2016 tag­te der Gemein­de­rat der Stadt Fried­richs­ha­fen in der Zep­pe­lin-Uni­ver­si­tät. Unter ande­rem stand die Neu­fas­sung der Geschäfts­ord­nung des Gemein­de­rats auf der Tages­ord­nung, in der, so will es die Gemein­de­ord­nung Baden-Würt­tem­berg (GemO BW) bereits seit dem 01.12.2015, auch die Jugend­be­tei­li­gung gere­gelt sein muss. 

Fol­gen­des gibt die GemO BW im § 41a (3) vor:

In der Geschäfts­ord­nung ist die Betei­li­gung von Mit­glie­dern der Jugend­ver­tre­tung an den Sit­zun­gen des Gemein­de­rats in Jugend­an­ge­le­gen­hei­ten zu regeln; ins­be­son­de­re sind ein Rede­recht, ein Anhö­rungs­recht und ein Antrags­recht vorzusehen. 

Nicht genau bestimmt ist dort, wer zu bestim­men hat, was Jugend­an­ge­le­gen­hei­ten sind: Bestimmt das der OB? Der Gemein­de­rat? Die Ver­wal­tung? Oder die Jugend­li­chen selbst? 
Auch nicht geklärt wird in der GemO BW, ob das Jugend­par­la­ment nur Zugang zu öffent­li­chen oder auch zu nicht­öf­fent­li­chen Sit­zun­gen des Gemein­de­rats und sei­nen Aus­schüs­sen hat.

Und genau an die­sen Punk­ten schie­den sich vor der Abstim­mung dann auch die Geis­ter: In groß­zü­gi­ge (SPD, Grü­ne) und klein­geis­ti­ge (CDU,Freie Wäh­ler, FDP). 
Woll­ten die einen die Jugend­li­chen ernst­ge­nom­men sehen und trau­ten ihnen sowohl die Ent­schei­dung über die für sie bedeu­ten­den The­men als auch Ver­schwie­gen­heit zu, sahen die ande­ren das grund­sätz­lich anders. Der Ober­bür­ger­meis­ter sprach sich übri­gens auch dafür aus die Jugend­li­chen selbst über die Jugend­re­le­vanz ent­schei­den zu las­sen, alles ande­re sah er als in der Pra­xis für schwer umsetz­bar an. Da es in der Sit­zung in die­sen Punk­ten zu kei­ner Eini­gung kam, soll­te dar­über noch ein­mal bera­ten wer­den, die Ver­wal­tung arbei­tet der­zeit einen Vor­schlag aus, den sie dem Gemein­de­rat ver­mut­lich im Janu­ar zur Bera­tung und Beschluss­fas­sung vor­le­gen wird.

Sehr wohl ver­ab­schie­det wur­de jedoch die Geschäfts­ord­nung und damit auch der unstrit­ti­ge Teil der Jugend­be­tei­li­gung. Dort heißt es nun seit dem 22.11.2016 im § 27 (5):

Jugendbeteiligung:
Zwei benann­te Mit­glie­der der Jugend­ver­tre­tung der Stadt Fried­richs­ha­fen bzw. deren Stell­ver­tre­tun­gen haben in allen öffent­li­chen Sit­zun­gen des Finanz- und Ver­wal­tungs­aus­schus­ses, des Tech­ni­schen Aus­schus­ses, des Kul­tur- und Sozi­al­aus­schus­ses, des Aus­schus­ses für Umwelt und Nach­hal­tig­keit und des Gemein­de­ra­tes zu allen kin­der- und jugend­re­le­van­ten The­men ein Rede- und Anhö­rungs­recht. Ein Antrags­recht ist dem Gre­mi­um „Fried­richs­ha­fe­ner Jugend­par­la­ment“ vor­be­hal­ten. Zur Aus­übung die­ser Rech­te erhält die Jugend­ver­tre­tung jeweils die Ein­la­dun­gen und Sit­zungs­un­ter­la­gen zu kin­der- und jugend­re­le­van­ten Themen. 

Eigent­lich wür­de das ja nun hei­ßen, dass die jewei­li­gen Ver­tre­ter des Jugend­par­la­ments seit die­ser Sit­zungs­run­de (05. – 08.12.16) mit Tisch und Stuhl aus­ge­stat­tet im Sit­zungs­saal Platz neh­men und sich mit dem ihnen zuge­spro­che­nen Rede­recht (zu jugend­re­le­van­ten The­men) an den Sit­zun­gen betei­li­gen dürfen. 
Eigent­lich und theo­re­tisch ja, prak­tisch und fak­tisch: nein. War­um die Jugend­li­chen mit dem Besu­cher­stuhl vor­lieb neh­men müs­sen und von ihrem Rede­recht auch zum äußerst jugend­re­le­van­ten The­ma „Skate­park“ kei­nen gebrauch machen durf­ten (KSA) wis­sen wohl allein die Rat­haus-Göt­ter. Angeb­lich soll sich der Ältes­ten­rat im Janu­ar noch mal mit dem The­ma „Jugend­be­tei­li­gung“ befas­sen und das, obwohl GemO BW und Geschäfts­ord­nung klar, vom Gemein­de­rat beschlos­sen und in Kraft getre­ten sind.
Wär’ ich jetzt Chris Tall wür­de ich wohl fra­gen: „Dürf’n die das?“