Bil­dungs­po­li­ti­sche Exper­ten fin­det man zahl­reich, nahe­zu jede und jeder, der ein­mal zur Schu­le gegan­gen ist, emp­fin­det sich als sol­cher. Nun hat auch die Jun­ge Uni­on (JU) das The­ma wahl­kämp­fe­risch für sich ent­deckt und ver­beißt sich in die nicht mehr vor­han­de­ne ver­bind­li­che Grundschulempfehlung.

Wir wol­len die Leis­tung der Kin­der in den Mit­tel­punkt stellen“

JU Lan­des­chef Niko­las Löbe

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Schw#bische Zei­tung vom 26.05.2015

Leis­tung meint hier den Noten­durch­schnitt aus den Fächern Deutsch und Mathe­ma­tik (je zu 40%) und HuS (20%). Dass Noten unter den ech­ten Exper­ten mitt­ler­wei­le sehr umstrit­ten sind da sie

  • stark leh­rer­ab­hän­gig sind (Metho­dik, Didak­tik, Ver­mitt­lungs­fä­hig­keit, Stoff­aus­wahl, Sympathie, …)
  • schon dem Ver­gleich mit einer Par­al­lel­klas­se nicht stand­hal­ten können
  • nur in sehr begrenz­tem Maß den tat­säch­li­chen Wis­sens- und Ver­ständ­nis­stand wie­der­ge­ben können
  • zwar eine Qua­li­fi­ka­ti­on (zum Zeit­punkt X habe ich bewie­sen dass ich die gefor­der­ten Lern­in­hal­te abru­fen und in gewünsch­ter Wei­se wie­der­ge­ben konn­te) bele­gen, jedoch kei­ne Kom­pe­tenz (ich habe das Gelern­te soweit ver­in­ner­licht, dass ich es wie­der­ge­ben, anwen­den, in ande­re Berei­che trans­por­tie­ren und zukünf­ti­ge, neue Sach­ver­hal­te dar­an anknüp­fen kann) nachweisen.

Schö­nes Bei­spiel (real): Unter­hal­ten sich zwei Abitu­ri­en­ten kurz nach den Prü­fun­gen. „Ich geh jetzt erst mal nach Spa­ni­en.“ – „Ah, cool, ja du hat­test ja Spa­nisch, prak­tisch, da klappts ja mit der Ver­stän­di­gung.“ – „Ey, das gibt noch ein Pro­blem, ich weiß nicht mal mehr was >Guten Tag< heisst!“

Die Grün-Rote Regie­rung hat des­halb beschlos­sen, das Kind als Gan­zes, als Per­son mit vie­len Fähig­kei­ten und Fer­tig­kei­ten, die es zu ent­de­cken, zu för­dern und for­dern gilt und nicht den klei­nen Teil „Leis­tung“ in den Mit­tel­punkt der Bil­dungs­po­li­tik gestellt. Ein Kind ist mehr als die Wis­sens­an­samm­lung in Mathe, Deutsch und HuS. Je eher das in allen Schul­for­men ankommt, des­to bes­ser – für die Kin­der und für unse­re Gesellschaft.

Ent­lar­vend für die wah­ren Beweg­grün­de der Her­ren Bürk­le und Löbel ist dann das Zitat am Ende des Artikels:

Wir müs­sen 2016 eine kla­re Alter­na­ti­ve bie­ten zur Lan­des­re­gie­rung. Da sind wir gut bera­ten, wenn wir auch in der Bil­dungs­po­li­tik kla­re Kan­te zei­gen würden.

Wahl­kampf auf dem Rücken von 6 bis 10 Jäh­ri­gen aus dem ein­zi­gen Grund, dass Dage­gen-sein immer weit ein­fa­cher ist als kon­struk­tiv zu gestalten.

Offen­sicht­lich gibt es kei­ne wesent­li­che­ren Miß­stän­de in der Bil­dungs­po­li­tik der jet­zi­gen Lan­des­re­gie­rung als jenen, der die Eltern und den Eltern­wil­len stärkt. Übri­gens ein gera­de aus kon­ser­va­ti­ven Krei­sen immer wie­der gefor­der­ter Umstand, den man zur Zeit täg­lich anhand der Flut von Leser­brie­fen zum The­ma „Betreu­ungs­geld“ und auch an den Pro­tes­ten zum neu­en Bil­dungs­plan bele­gen kann.