Manch­mal kann man beim Zei­tung­le­sen glück­li­che Zufäl­le oder auch sonst nicht bedach­te Zusam­men­hän­ge ent­de­cken, die mini­mal zum Nach­den­ken anre­gen und maxi­mal lebens­ver­rän­dernd sein kön­nen. Also z.B. ganz banal: Im „Suche & Verkaufen“-Teil hat eben der eine genau das, was der ande­re sucht. Oder etwas roman­ti­scher im „Kennenlern“-Teil fühlt sich der/​die eine als Deckel und der/​die ande­re als Topf und – Bin­go! – passt. Sol­che „Zufäl­le“ sind dann nett zu lesen, aber nicht wirk­lich spek­ta­ku­lär (außer für die direkt Betrof­fe­nen vielleicht).

Manch­mal steckt die Magie auch in der Über­schrift. Weil da ja alles kurz, prä­gnant und auch Leser-lockend mög­lichst in eine Zei­le pas­sen muss, gerät sie bis­wei­len unfrei­wil­lig komisch für hei­te­re Momen­te am frü­hen Mor­gen. Und es gibt Über­schrif­ten, die fal­len in die Kate­go­rie „All­roun­der“. Nimm sie und set­ze sie anstel­le der Ori­gi­nal­über­schrift über belie­bi­ge Arti­kel und stau­ne, was das mit den Inhal­ten macht. In der heu­ti­gen Aus­ga­be mei­ner Zei­tung ist eine sol­che Über­schrift abge­druckt: „Sel­ber schuld.“ Im dazu­ge­hö­ri­gen Arti­kel geht es eigent­lich um das Kauf­ver­hal­ten derer, die schon im Sep­tem­ber ihren Jah­res­be­darf an Leb­ku­chen ver­ve­s­pern und Anfang Dezem­ber dann spon­tan und naht­los auf Scho­ko-Oster­ha­sen umschwen­ken müs­sen, weil der kun­den­ori­en­tier­te Fach­markt auf der­ar­ti­ge aus­ver­kaufs­si­gna­le schnell reagiert. Ergeb­nis Hasen zu Weih­nach­ten, Fazit: Sel­ber schuld. Und damit zurück zur Über­schrift. Wenn man „Sel­ber schuld“ jetzt nimmt und wahl­los über ande­re Nach­rich­ten wie z.B. „Last­wa­gen streift Auto“, „21jähriger prallt gegen Later­ne“, „Trink­kum­pa­ne rau­ben Häf­ler aus“ oder „Alfred Müll­ner wird Chef der Stadt­wer­ke in Augs­burg“ setzt, dann kön­nen sich Blick­win­kel ver­schie­ben und unge­ahn­te oder auch bereits geahn­te Neu­deu­tun­gen enste­hen. Mit die­ser Über­schrift und ein biss­chen Insi­der­wis­sen klappt das dann auch noch zwei Sei­ten wei­ter, wo es um die 12 neu­en Stadt­bus­se, die die Häf­ler Flot­te deut­lich ver­jün­gen und auch um die neu ein­ge­rich­te­ten Linie 16 geht. Wört­lich heißt es da: „Eine wei­te­re Ver­bes­se­rung der Bilanz erhofft sich der Geschäfts­füh­rer der Stadt­ver­kehr GmbH, Man­fred Foss, von der seit Fahr­plan­än­de­rung neu ein­ge­rich­te­ten Linie 16 über das Kli­ni­kum nach Rader­ach. Dadurch sind die Ber­ger und Rader­a­cher Bür­ger direkt mit dem Kli­ni­kum ver­bun­den und kön­nen auf kür­ze­rem Weg auch in die Stadt­mit­te fah­ren.“ – sprich: guter Ser­vice, Leu­te nehmt ihn an, sonst trei­ben wir das nicht lan­ge und dann passt wie­der die Über­schrift: „Sel­ber Schuld“.

Und dann gibt es noch eine drit­te Mög­lich­keit, Nach­rich­ten-Kom­bi zu spie­len. Nimm zwei Arti­kel und set­ze sie in einen Zusam­men­hang und – voi­la!- Du kriegst die Lösung, nach der Du schon lan­ge gesucht hast. Gut dafür braucht man viel­leicht ein biss­chen Übung und Gespür, etwa so wie beim Kar­ten­le­gen (stell ich mir zumin­dest vor). Das Gute ist: Im Wesent­li­chen kann ich nichts dafür, was da raus­kommt, ich bin ja qua­si nur das Medi­um und über­neh­me somit kei­ner­lei Ver­ant­wor­tung für das, was sich da jetzt darstellt:

Im einen Arti­kel geht es um die Insol­venz von Inter-Sky, die Fol­gen für den Boden­see Air­port und die Schwar­ze Null die kaum jemals in Sicht sein wird. Im ande­ren Arti­kel geht es um eine Wunsch­lis­te von Häf­lern, die vie­le Ideen (IKEA Fried­richs­ha­fen, Woh­nungs­bau, Sport­an­la­gen In- und Out­door) für eine enorm gro­ße Flä­che entwickeln.

Wie gesagt, ich les’ das nur, Ver­ant­wor­tung über­neh­me ich keine.