Was immer du tust, was auch immer
Alles machst du irgendwann zum ersten Mal
Was immer du tust, was auch immer
(Dendeman)
Erste Male sind aufregend, man nimmt sie oft sehr intensiv wahr und sie bleiben deshalb oft auch viel besser in Erinnerung. Ich hatte an diesem Wochenende mein erstes Mal – als Delegierte auf dem Landesparteitag (LPT) der SPD in Mannheim. Und um’s gleich vorneweg zu sagen: Es war spannend, prickelnd, aufregend, intensiv, arbeitsreich, fast pausenfrei und wir hatten Spaß!
Wie wird man überhaupt Landesdelegierte?
Bei der SPD (und bei anderen Parteien ebenso) gibt es unterschiedliche Ebenen: Ortsverein, Kreisverband, Landesverband, Bundespartei. Aus dem Ortsverein werden Kreisdelegierte gewählt, aus denen dann wiederum Landesdelegierte gewählt werden. Auf dem LPT wurden jetzt am Wochenende die neuen Bundesdelegierten gewählt, für die SPD Bodenseekreis ist das der Landesvorsitzende der Jusos, Leon Hahn aus Salem.
Mit dem Zug nach Mannheim
Freitag, 09.10., 9:31 Uhr, vier von fünf Delegierten aus dem Bodenseekreis machen sich auf den Weg nach Mannheim.
Kurz nach Abfahrt des Zuges dann der erste von mehreren Ü‑Ei-Momenten („Spannung, Spiel und Spaß“): Die korrekt ausgedruckte Fahrkarte war zwar da, leider aber weder die dazu passende Kreditkarte noch ein Ausweis. Der Bahnbedienstete stellte zwar zunächst die Ungültigkeit der Fahrkarte fest, lies sich dann aber durch eine Visitenkarte von der Leibhaftigkeit des Kartenkäufers überzeugen, so dass nach dem ersten Schockmoment und der Erkenntnis, dass Visitenkarten unglaublich nützlich sein können und selbst staatliche Ausweisdokumente problemlos ersetzen können (zumindest bei der Bahn) unserer Weiterfahrt nach Mannheim nichts mehr im Weg stand
Die Bahn war pünktlich und wir somit auch.
Nachdem wir noch einen kleinen Stadtrundlauf auf der Suche nach unserem richtigen Hotel hinter uns gebracht hatten. Dass wir nicht sofort fündig wurden lag allerdings weniger an uns, sondern vielmehr daran, dass die Mannheimer Hoteliers bei der Namensgebung nicht sehr kreativ waren und somit zumindest zwei Hotels mit einem nahezu identischen Namen existieren. Aber alles kein Problem, das Wetter war sonnig und warm, Mannheim hat architektonisch und städtebaulich einiges zu bieten und zum guten Schluss landeten wir ja auch noch ausreichend rechtzeitig im richtigen Haus.
Der LPT beginnt
Die SPD tagte im Congress Center Rosengarten, ein imposantes Gebäude in unmittelbarer Nähe des Wasserturms und des legendären Hotel Maritim. Reingehen. Einchecken.
Mappe, Stimmkarten (wichtig, nicht verlegen!), Code für das Abstimmungs-Tablet (bloß nicht verlieren!) in Empfang nehmen, orientieren, Tablet und Geräteidentifikationsnummer (muss wieder abgegeben werden, nicht verbummeln!) abholen. Platz finden, alles ablegen, hinsetzen, gleich geht’s los. Ähhhhm – wo ist die Stimmkarte denn jetzt hingekommen? Ver…! Das Kuvert mit dem Code … ich gebe den gleich mal ein – wo ist denn jetzt die Gerätekarte schon wieder …? Gut, hat alles ein bisschen gedauert, aber dann blieb sogar noch etwas Zeit, um sich ein bisschen umzuschauen, Bekannten und Freunden aus anderen Kreisen hallo zu sagen und um ein Getränk zu organisieren.
Und dann ging’s so richtig los, anderthalb Tage Politik mitleben und mitgestalten.
Was tut man so als Delegierte auf einem LPT?
Auf der Agenda standen die Wahlen des Landesvorstandes und die Beschlussfassungen zu zahlreichen Anträge aus den Ortsvereinen und den unterschiedlichen Gruppierungen und Arbeitsgruppen innerhalb der SPD. Im Vorfeld erhielten alle Delegierten das Antragsbuch mit dem jeweils ursprünglichen Antrag der Antragssteller und evtl. der korrigierten Version der Antragskommission zur Kenntnis. Und klar: Wer nachher abstimmen soll, muss ja auch wissen worum es innhaltlich geht, also ist das vorbereitende Lesen durchaus sinnvoll. Dazu gab es dann vor Ort eine auch nicht wenig umfangreiche Anlage, die die Änderungsvorschläge aus den Ortsvereinen und Arbeitsgruppen zu einzelnen Anträgen beinhaltete.
Mittlerweile wurde im Innenfutter des Jackets die bereits schweißtreibend vermisste Kreditkarte, der Personalausweis und sogar Bargeld in größerer Summe wiedergefunden, das sich durch eine defekte Jackentasche davongemacht hatte. Große Freude und Erleichterung beim Finder ((und bei allen Mitfahrenden), allerdings nicht ungetrübt, denn zwischenzeitlich wurde die Ehefrau des Kartenbesitzers per sms mit dem Suchen der fehlenden Karten beauftragt – ein Akt, der mit Sicherheit Wiedergutmachung in höherem Maße erfordert 😉
Der erste Tag war geprägt durch die Wahlen des Landesvorstandes und der eindrücklichen Rede von Nils Schmid. Der Leitantrag „Zeit für Familie“, für mich ein wichtiges Element unserer Politik, bei dem es darum geht, die Familie zu stärken und Wahlfreiheit zu ermöglichen, so dass Menschen ihr Leben so gestalten und leben können, wie sie sich das selbst wünschen, wurde beschlossen. Im Antrag werden Forderungen formuliert eine hochwertige Bildung und Betreuung bereitzustellen, eine Ganztagesgarantie in der Betreuung zu gewährleisten, Infrastruktur für die Pflege zu schaffen, Familienlotsen zu etablieren, flexible Arbeitszeit- und Ausbildungszeitmodelle durchzusetzen, Familien zu entlasten und insbesondere Alleinerziehende finanziell zu stärken.
„Wer einen roten Löwen hat, braucht keinen schwarzen Wolf!“ frei nach diesem Motto haben auch wir unseren Kreis-Löwen abgeholt – ab sofort wohnt also auch einer im Bodenseekreis und ihr werdet ihn noch kennenlernen!
Ende des ersten Tages
Nun, nicht ganz, denn wer arbeitet soll auch gesellig sein. Es folgte also der Parteiabend mit Essen, guten Gesprächen, neuen Kontakten und 80er-Jahre-Disco-Party – abtanzen bis die Füße weh tun und die Puste ausgeht. Du, wo war noch mal unser Hotel?