Sind sie die Mehr­heit in unse­rer Gesell­schaft oder nur ein klei­ner, zuge­ge­be­ner­ma­ßen lau­ter, Teil davon? Sind sie der viel bespro­che­ne Riss durch die Mit­te oder doch nur der klei­ne Split­ter am Rand? Sind sie fried­lich und voll Lie­be oder doch eher bereit zu ver­ba­ler / digi­ta­ler Het­ze und auch zu hand­greif­li­cher Gewalt? 

Vor­ab: Ich ste­he voll und ganz zu unse­rem Grund­ge­setz und damit auch zum Demons­tra­ti­ons­recht. Ich bin mir bewusst, dass nicht jede und jeder, die/​der eine gewis­se Skep­sis gegen­über den Maß­nah­men zur Been­di­gung der Covid 19 Pan­de­mie hat, in irgend­ei­ner Form ein schlech­ter Mensch ist. Wir leben in einer Demo­kra­tie in der – und das ist ganz wich­tig – jede und jeder glei­cher­ma­ßen sei­ne Mei­nung kund­tun darf. Und das ist auch gut so. Aller­dings gibt es zur Erleich­te­rung unse­res Zusam­men­le­bens Spiel­re­geln auf allen Ebe­nen, sei es im Stra­ßen­ver­kehr, beim Ein­kau­fen, in Schu­len und Betrie­ben und so auch bei Demons­tra­tio­nen. Die­se Spiel­re­geln ein­zu­hal­ten, wäre ein deut­li­ches Zei­chen von Fried­lich­keit. Es nicht zu tun, ist eine absicht­li­che Pro­vo­ka­ti­on, die bestimm­te Reak­tio­nen bewußt her­vor­ru­fen will um gewünsch­te Bil­der zu erzeugen. 

Wer sich im Netz und auf ver­schie­de­nen Mes­sen­gern umschaut, kann sich schnell einen Über­blick davon ver­schaf­fen, was hin­ter der vor­der­grün­dig und viel­be­schwo­re­nen Fried­lich­keit der Spa­zier­gän­ger ver­birgt. Dort wird offen gehetzt, Ver­schwö­rungs­theo­rien wer­den plat­ziert und gefüt­tert. Wider­spruch wird nicht gedul­det – so viel zur Meinungsfreiheit.

Gewalt und Het­ze blei­ben in den Grup­pen unwidersprochen

In einem Post heißt es in Bezug auf ange­kün­dig­te Kon­se­quen­zen gegen­über unan­ge­mel­de­ten Demons­tra­tio­nen: „Hier wird gezielt ver­sucht, den Wider­stand zu schwä­chen und Men­schen zu ver­ängs­ti­gen. Hin­ter­fragt die­se Krea­tu­ren und schaut euch an, wer das macht. Tauscht euch aus und stoppt sol­che Menschen.“ 
Zum Umgang mit Behör­den wird in einem ande­ren Post fol­gen­de Emp­feh­lung gege­ben: „Las­sen Sie sich den Namen (des Beam­ten) geben. Und dann mel­den Sie MIR bit­te die­se Namen mit der ent­spre­chen­den Behör­de, also Herr Mül­ler vom RP xy oder Frau Mai­er vom Schul­amt xy. Jetzt stel­len WIR mal Lis­ten zusam­men, die kom­men dran, wenn nicht jetzt, dann sobald die Schei­ße rum ist, GARANTIERT!!“ 
Oder auch fol­gen­de Aus­sa­ge: „Wenn es nicht mehr fried­lich geht, dann ist Gewalt aus Not­wehr aus mei­ner Sicht legitim.“

Auch Verschwörungstheoretiker:innen, dür­fen sich mit ihren durch­ge­knall­ten und zusam­men­fan­ta­sier­ten Text­krea­tio­nen gro­ßer Auf­merk­sam­keit sicher sein. Hin­ter­fragt wird in den Chats wenig, geglaubt eini­ges und ver­brei­tet alles, was sich irgend­wie gegen „links“, gegen die Regie­rung und gegen alle wie auch immer gear­te­ten Spiel­re­geln rich­tet. Fak­ten wer­den ver­dreht und umge­deu­tet, Schlag­zei­len zwie­lich­ti­ger Blät­ter und Radio- sowie TV-Sen­dern als die ein­zi­ge Wahr­heit unre­flek­tiert auf allen mög­li­chen Kanä­len weiterverbreitet. 

Ein­fa­che Fak­ten­checks könn­ten hel­fen Licht ins offen­sicht­lich häu­fig sehr, sehr gro­ße Dun­kel zu brin­gen. Aber was bleibt, wenn die selbst zusam­men­ge­zim­mer­te Welt zusam­men­stürzt und nichts mehr bleibt, von dem, an das man fest geglaubt hat? Wenn klar wird, dass Bill Gates gar kei­ne Kin­der isst und auch Coro­na nicht erfun­den hat? Wenn in den Sprit­zen nur das Impf­se­rum und gar kein Chip ist? Wenn die Geimpf­ten dum­mer­wei­se gar nicht alle am vor­her­ge­sag­ten Tag wie die Flie­gen tot umfal­len? Dann kehrt das alte Gefühl der Macht­lo­sig­keit und feh­len­den Kon­trol­le über das eige­ne Leben wie­der zurück und viel­leicht auch das der Angst. Man ver­sinkt wie­der in der Mas­se und Bedeu­tungs­lo­sig­keit. Wer will das schon – dann doch lie­ber laut, gewalt­be­reit und ohne Scham mit dem Kopf vor­aus gegen die eigen­hän­dig erbau­te Wand. Die Schuld an der Beu­le kann man ja getrost denen zuschie­ben, die auf der ande­ren Sei­te ste­hen und sich das Spek­ta­kel maxi­mal kopf­schüt­telnd und leicht besorgt über das wenig weit­sich­ti­ge Vor­ge­hen anschauen.

Ich hof­fe, dass die­je­ni­gen, die mehr oder weni­ger aus ver­se­hen in die­se Bewe­gung gera­ten sind, erken­nen, mit wem sie da mit­lau­fen. Ich hof­fe, dass wir als Gesell­schaft in der Lage sind, den Split­ter oder zumin­dest den Teil davon, der nicht zu den noto­ri­schen Het­zern und Anti­de­mo­kra­ten gehört, ohne viel Auf­he­bens wie­der in unse­rer Mit­te zu integrieren. 

Ein State­ment zum The­ma, das ich hier noch ger­ne ver­lin­ken möch­te, stammt vom Ober­bür­ger­meis­ter von Fried­richs­ha­fen. Er ist einer der Erst­un­ter­zeich­ner der Fried­richs­ha­fe­ner Erklä­rung und schreibt auf der Häf­ler Home­page unter anderem:

Las­sen Sie sich nicht täu­schen: Wer von einem Unrechts­staat, von einer Macht­über­nah­me der Eli­ten und Dik­ta­tu­ren fabu­liert, ist vor allem eines: Ein Het­zer und Feind unse­rer Demo­kra­tie und unse­rer frei­heit­li­chen Grund­ord­nung. Mei­ne Bit­te und mein Wunsch: Blei­ben Sie fern von sol­chen Demos und vor allem: Blei­ben Sie gesund!“

Link zum Text: Wie umge­hen mit Corona-Demonstrationen