Jährlich gibt die Stadt ihren Sicherheitsbericht heraus, in dem neben der Kriminalitätsstatistik und anderem auch die sogenannten Problempunkte in Friedrichshafen aufgeführt werden.
Zu diesen Problempunkten gehören das Areal am Hinteren Hafen, der Bahnhof sowie „sonstige städtische Treffpunkte“, wozu sowohl innerstädtische Örtlichkeiten wie z.B. der obere Kirchplatz am Rathaus oder der Uferpark gehören, als auch Treffpunkte in Ailingen.
Eigeninteresse nutzt der ganzen Straße
Nun ist es kein Geheimnis, dass mir als Anwohnerin die Entwicklung am Hinteren Hafen besonders ins Auge fällt. Und ich – das bleibt nicht aus – als direkte Anwohnerin auch selbst betroffen bin und mir deshalb manch einer bei meinen Versuchen, die Situation für alle Anwohner:innen des Areals zu verbessern, ausschließlich Eigeninteresse vorwirft. Natürlich habe ich hier ein Eigeninteresse. Gleichzeitig halte ich es für legitim, mich trotzdem im Sinne aller Anwohner:innen für eine Minderung der nächtlichen, gesundheitsgefährdenden Lärmereignisse einzusetzen.
Wie war der Sommer 2020?
Unser Sommer 2020 in der Eckenerstraße war laut. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren war er lauter denn je. Nicht nur, dass die eingebauten Soundanlagen (Aktor / Booster) vielfältigst zur Schau gestellt wurden, auch akkustische Signal Konzerte nach Mitternacht waren eher die Regel, als die Ausnahme. Ebenso wie Rennen mit mehreren Teilnehmern als auch Eigenrennen auf der Eckenerstraße. Unnötiger Lärm zu verbotenen Zeiten täglich in den Abend- und Nachtstunden, häufig mehr als 8 Stunden lang. Schlaf? Nicht dran zu denken. Ausgeschlafen zur Arbeit? Keine Chance. Neben der persönlichen, sehr massiven Gesundheitsgefährdung und eines deutlich spürbaren Leistungsabbaus noch ein weiterer Gedanke: Vielleicht wohnt in der Eckenerstraße eine Chirurg:in, eine Busfahrer:in, ein Mitglied der Feuerwehr. Wollten Sie von jemandem operiert, gefahren oder gerettet werden, der seit Wochen nicht geschlafen hat? Ich nicht. Also geht das Thema uns alle an – direkt und indirekt Betroffene.
Alles Prima, sagt der Sicherheitsbericht
Seit kurzem ist der Sicherheitsbericht 2019 (und 1. Halbjahr 2020), der am Montag, 02.11.2020 im Finanz- und Verwaltungsausschuss öffentlich vorgestellt wird, nun online auf der städtischen Homepage einzusehen. Was dort unter 3.1 Problempunkt Hinterer Hafen geschrieben steht, hat mich doch einigermaßen sprachlos gemacht. In zwei Absätzen wird hier ein äußerst positives Bild gezeichnet, dass der komplexen Situation am Hinteren Hafen (und in noch vielen weiteren Straßenzügen in ganz Friedrichshafen) überhaupt nicht gerecht wird.
Offener Brief an die Verwaltung
Mit der Bitte, die Faktenlage am Hinteren Hafen noch einmal genau zu prüfen und die Komplexität der Verhältnisse auf dem ganzen Areal mit Östlichem Uferweg und Eckenerstraße im Sicherheitsbericht zu berücksichtigen, damit hier nichts beschönigt wird, sondern zeitnah praktikable Lösungen gefunden werden können, habe ich mich heute an die Verwaltung gewandt. Auf die Antwort warte ich gespannt.