2018 war ein bewegtes und oft auch erschütterndes Jahr, für mich, für viele.
Persönlich habe ich politische Entscheidungen getroffen, die für mich zu weitreichenden Veränderungen führten. Rückblickend weiß ich: Sie waren nicht einfach und nicht bequem für mich, aber sich auch nicht für manch andere. Grundsätzlich finde ich allerdings, dass es sich mit Rückgrat besser steht und deshalb sind meine Entscheidungen für mich nach wie vor richtig, gut und sinnvoll gewesen. Politische Kompetenz bedeutet für mich auch, unangenehme Situationen anzugehen, aushalten und durchstehen zu können.
2018 ganz privat
Privat war mein großes Thema der Umwelt- und Klimaschutz. Ich (und meine Familie mit mir 😉 ) habe in diesem Jahr versucht, mit kleinen Veränderungen in meinem Alltagsverhalten etwas zum Schutz der Umwelt beizutragen:
- Wir haben das Auto so oft wie nur möglich stehen gelassen und wurden noch mehr zu Stadtradlern, Fußgängern und ÖPNV-Nutzern. Das war nicht immer einfach (innerer Schweinehund und/oder schlechtes ÖPNV-Angebot) und manchmal auch mit sehr hohen finanziellen oder zeitlichen Hürden verbunden, die uns dann doch ins Auto steigen ließen.
- Wir haben versucht, Plastik so oft wie möglich zu vermeiden. Wir kaufen unser Obst und Gemüse regional und gehen mit Baumwollnetzchen los um Plastiktüten zu sparen. Wir kaufen, wenn möglich, auf dem Markt ein und das ist echt nicht einfach, wenn man voll berufstätig ist und vormittags nicht vom Job wegkann. Vielleicht sollte man mittelfristig mal über einen Nachmittagsmarkt nachdenken?
- Und wir mixen unsere Putz- und Waschmittel mithilfe des „Sauberkastens“ jetzt mit großem Erfolg selbst. Soda, Seifenflocken, Natron, Aroma und Essigessenz stehen bei uns mittlerweile fest auf dem Einkaufszettel. Apropos Einkaufen: Ich habe mich riesig gefreut, als ich von „Tante-Emmas-Bruder.de“ gehört habe! Unverpackt einkaufen und die Sachen auch noch per Lastenrad nach Hause geliefert bekommen – wie komfortabel ist das denn, bitte schön! Und das Ganze nicht etwa in Berlin, Konstanz oder Ravensburg, nein, hier bei uns in Friedrichshafen!
- Wie schon in den vergangenen Jahren versuchen wir mit tierischen Produkten sparsam zu sein und – wenn sie dann doch auf den Tisch kommen – bewusst zu genießen. Fazit: Vegan tut nicht weh, schmeckt in den meisten Fällen sehr lecker und auf Fell und Leder kann ich persönlich erstaunlich gut verzichten. Fruktarierin will ich allerdings nicht werden, alles hat seine Grenzen. Die wurden kürzlich allerdings doch etwas erschüttert, als ich die Nachricht las, dass Karotten nicht geschüttelt werden wollen, auf den Stress reagieren sie im Wortsinn mit „Verbitterung“: Sie produzieren Stoffe, die den Geschmack verderben …
- Wir haben versucht, die Händler vor Ort zu stärken und unsere „Ich-bestell-das-mal-kurz“-Mentalität zu ändern. Das ist aber ungefähr das, was am allerschwierigsten war. Wo kauft man hübsche und auch preislich faire Fairtrade-Klamotten? Vegane Schuhe, die nicht Gummistiefel sind? Sojamilchpulver? Handschuhe, die irgendwo zwischen Verzierung von Damenhänden und Extremsport-Bekleidung liegen? Auf meine Frage beim Händler vor Ort habe ich mehr als einmal die Antwort bekommen: „Nein, das lohnt sich für uns nicht, da müssten Sie selbst mal im Internet schauen.“
- Und wir waren aktiv beim Rhein-Cleanup dabei. Unglaublich was und welche Mengen Mitmenschen da einfach fallen- und liegenlassen. Kein Weg, auf dem man nicht auf achtlos weggeworfenes trifft, manchmal sogar Hausmüll säckeweise entsorgt auf der nächsten Grünfläche. Dabei wäre es doch so einfach: Jeder nimmt das, was er irgendwo hinschleppt wenigstens mit bis zum nächsten Mülleimer oder bis zur heimischen Mülltonne. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?
- Und zum guten Schluss haben wir mit Unterstützung der Abteilung Umwelt der Stadt Friedrichshafen und finanziert über das Programm „Mehr Natur in Friedrichshafen“ angefangen, den Garten, der zum Haus gehört, in dem wir wohnen, naturnah umzugestalten. Dafür haben wir bereits Teile der Kirschlorbeerhecke durch blühende Heckenpflanzen ersetzt, einen Apfelbaum gepflanzt und Wiese durch Häfler Mischung ersetzt. Im kommenden Jahr folgen noch ein Staudenbeet und ein Trockenbiotop.
2018 ganz politisch
Kommunalpolitisch ist das Jahr 2018 für mich das Jahr der „Baustellen“: Weniges von dem, für das ich mich in diesem Jahr eingesetzt habe, hat in diesem Jahr einen Anfang oder gar einen Abschluss gefunden. Das Gefühl, viele lose Fäden in den Händen zu halten, führt nicht gerade zu Hochgefühlen am Ende des Jahres, sondern viel mehr zu der Frage: Es wird immer mehr, wie und vor allem bis wann kriegen wir das erledigt?
- Mit dem im Doppelhaushalt 2018/2019 beschlossenen Umbau des Männerwohnheims in der Keplerstraße (Einzelzimmer mit je einer Nasszelle / zwei Zimmer) wurde noch nicht begonnen.
- Der Sperrvermerk für die halbe Personalstelle „Streetwork für Menschen in Not“, der bereits vor der Sommerpause aufgehoben werden sollte, besteht immer noch. Einen wirklichen Grund gibt es dafür nicht.
- Die Skateanlage in der Kitzenwiese muss aufgrund zu weniger und zu kostenintensiver Angebote als Reaktion auf eine entsprechende Ausschreibung der Stadt noch weiter auf die geplante Sanierung warten.
- Die Erweiterungs- bzw. Neubauten der Gemeinschaftsschule Schreienesch sowie der Sprachheilschule sind noch immer nicht in trockenen Tüchern. Mit ein Grund dafür war die Planung des Hochwasserschutzes an der Rotach.
- Auch die Kita Habakuk in der Kitzenwiese weiß zumindest offiziell noch nicht, ob sie jetzt nur einmal oder zweimal umziehen muss. Ob der Neubau am alten oder gleich an einem neuen Standort entsteht, ist immer noch ein Geheimnis.
- Die Sanierung des Radweges „Paulinenstraße“ scheint noch in weiter Ferne zu liegen.
- Der ÖPNV hinkt immer noch dem Bedarf hinterher, vom 1‑Euro-Ticket sind wir in Friedrichshafen noch weit entfernt: Einzelfahrten sind zu teuer, bei der Haltestellendichte kann in manchen Bereichen noch deutlich nachgebessert werden, die Taktung insgesamt, speziell aber an Sonn- und Feiertagen sowie im Abendverkehr ist verbesserungswürdig.
- Der barrierefreie Umbau des Häfler Strandbades zieht sich hin und ist noch nicht abgeschlossen.
- Die Frage, ob Schulen und Kindertageseinrichtungen weiterhin mit Mittagessen von unterschiedlichsten Caterern beliefert werden oder ob dies künftig über eine kommunale Küche geregelt wird, ist noch in der Klärungsphase. Derzeit werden neben den Trägern und Leitungen der Einrichtungen auch SchülerInnen und Eltern befragt – ein Novum, bislang wurden die Kunden (Esser und Bezahler) bei Umfragen außen vorgelassen.
Meine (wenigen) Highlights 2018:
- Die Kulturförderrichtlinien wurden überarbeitet und treten ab 01.01.2019 in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt ist die Förderung transparenter und fairer. Gleichzeitig sind die Richtlinien so gefasst, dass künftig auch solche Kultur gefördert werden kann, die bislang keine Chance auf eine finanzielle Unterstützung hatte.
- Das Strandbad hat endlich ordentliche Fahrradabstellplätze bekommen – die Felgenkiller sind Geschichte.
- Der Frühstücksbus rollte weiterhin durch die Stadt und fördert das Miteinander-Sprechen im Gegensatz zum Übereinander-Sprechen. Die vielen schönen Begegnungen, die guten Gespräche, die Reaktionen der Menschen und die Atmosphäre, die das Frühlingserwachen-Team verbreitet sind ein wahrer Grund zur Freude!
- Das Bündnis für Vielfalt in Friedrichshafen hat in diesem Jahr die Pforten des „Teegartens“ geöffnet und damit bei schönstem Sonnenschein im Lernbiotop am Riedlewald einen Volltreffer gelandet: Die BesucherInnen waren so zahlreich und so unterschiedlich, dass sie wohl bei keiner anderen Veranstaltung an einem Tisch zusammengekommen wären – voller Erfolg! Weitere Aktionen sind für 2019 bereits in Planung.
Für 2019 wünsche ich mir, dass meine persönliche Highlight-Bilanz deutlich länger und damit positiver ausfällt. Wenn all das, was jetzt noch im oberen Teil der Liste steht, mit gutem Ergebnis abgeschlossen wäre, wäre ich schon mal sehr zufrieden.
Zum Schluss wünsche ich allen einen guten Rutsch in ein glückliches, gesundes und friedliches Jahr 2019!
In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer Du kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie. Beginne jetzt.
Johann Wolfgang von Goethe